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Denk mal Pflege – Denk mal Zukunft!

Archäologische Grabungen stellen eine besondere Herausforderung bei Bau­projekten dar. Da ihre Durchführung im öffentlichen Interesse steht, wäre den Kommunen geholfen, wenn die Kosten für archäologische Maßnahmen in die gesamten förderfähigen Kosten einer städtebaulichen Sanierungsmaßnahme – auch im Rahmen einer Rentierlichkeits­betrachtung – aufgenommen werden können.
Um historische Gebäude vor dem Verfall zu retten, sind geeignete Nutzungskon­zepte wesentlich. Nicht immer stehen diese in Übereinstimmung mit den Anforderungen des Denkmalschutzes. Heutige Nutzungsgruppen haben andere Ansprüche an Wohnraum als vorherige Generationen. Um hier geeignete Lösun­gen zu finden, können Visualisierungen und Wettbewerbe die Qualität und das Aushandeln von Lösungen zwischen den Interessensvertretenden sichern.
Häufig auftretende Probleme sind die Herstellung der Barrierefreiheit oder die energetische Ertüchtigung. Die Anbringung von Solarmodulen auf der nach Süden augerichteten und von der Straße aus sichtbaren Dachsei­te, Veränderungen der vorhandenen Kubatur und der Einsatz von alterna­tiven ­Materialien, die die Umsetzung als ­Nullenergiehaus ermöglichen sollen, seien hier beispielhaft erwähnt.

Für das baufällige Bockhaus in Gotha konnte die Stadt eine 100-%-Förderung im Rahmen des Stadtumbauprogramms in Anspruch nehmen, wodurch eines der geschichtsträchtigsten Gebäude der Demokratie erhalten und in ein Stipen­diaten-Wohnhaus für das Forschungs­zentrum Gotha der Universität Erfurt umgebaut werden konnte.

Auch in Altenburg und Mühlhausen konnten zahlreiche leerstehende inner­städtische und teils denkmal­geschützte Gebäude dank der Stadtumbau­programme erhalten und wieder einer Nutzung zugeführt werden. Teils ­wurden hintere Gebäudeteile abgerissen. So konnten neue Wohnungsangebote und attraktive Innenhöfe nachfragege­recht geschaffen werden.

In Meiningen soll die ehemalige ­Kantine des Dampflokwerkes einer neuen Nutzung zugeführt werden. Das Werk ist europaweit das einzige verbliebene, in welchem handwerkliche Kompetenz und technische Ausrüstung vorhanden sind, um Dampfloks und historische Schienen­fahrzeuge zu reparieren oder zu bauen. Dieses Potenzial soll als Synergie­faktor und Alleinstellungsmerkmal genutzt ­werden, um eine Erlebniswelt zu schaf­fen, in der Aufbau und Funktionsweise einer Dampflok in Originalgröße nach­vollzogen werden können. Die ehemalige Kantine soll in einen multimedialen und multifunktionalen Ausstellungsraum umgestaltet werden, in dem denkmalge­schützte Elemente, wie die mit hand­werklichen Motiven bemalten Fenster­scheiben, erhalten bleiben und trotzdem ein moderner lichtdurchfluteter Raum mit anspruchsvoller Innenarchitektur und Raumnutzung entsteht. Hemmnis waren hier lange Zeit nicht kompatible Förder­ziele einzelner Ressorts. So musste das Wirtschaftsministerium davon überzeugt werden, dass mit der Beförderung des touristischen Potenzials auch die Wirt­schaftsförderung greifen kann. Des Wei­teren brauchte es lange Abstimmungen, um die Schnittstelle zur Städtebauför­derung zu definieren, was letzten Endes über die Teilung der äußeren Hülle über die Städtebauförderung und die ausstel­lungsbedingten Umbaumaßnahmen und Ausstellung selbst über die Wirtschafts­förderung doch gelang. Ein weiteres und permanentes Hemmnis stellt die Bahn als Eigentümerin dar, welche das stark geschädigte Gebäude zwar für einen symbolischen Preis zur Verfügung gestellt, aber nicht von bahnbetriebs­notwendigen Zwecken freigestellt hat – dieses Problem ereilt alle privaten und kommunalen Erwerbenden ehemaliger Bahngrundstücke.

Quelle: Stadtumbau-Besuche, Dokumentationsstand Gotha: 2020, Dokumentationsstand Altenburg, Mühlhausen und Meinungen: 2017


Weitere Projektbeispiele zum Handlungsschwerpunkt: Zielkonflikte zwischen Denkmalschutz und modernen Nutzungskonzepten lösen