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Pößneck: Denkmalsicherung des „Kaufhauses Binder“

Das dominante vierstöckige Eckgebäude in der Breiten Straße 2 befin­det sich direkt am Eingang zur historischen Altstadt. Das 1899 erbaute und unter Denkmalschutz stehende Wohn- und Ge­schäftshaus gehörte dem jüdischen Un­ternehmer David Binder, welcher 1938 durch das national­sozialistische Regime in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert wurde und dort ein Jahr später verstarb. Zu DDR-Zeiten waren in dem Gebäude u. a. ein Möbel-, Gardi­nen- und Stoffgeschäft, später die HO-Jugendmode und ein Heimwerkercenter ansässig. Nach der politischen Wende 1989 erfolgte zunächst die Eigentumsrückübertragung an die Erben, welche weit verstreut im Ausland lebten und seitens derer in den folgenden Jahren kein Interesse bestand, dringend notwendige Sanierungsarbeiten zu verrichten, um den Verfall des Gebäudes aufzuhalten. Da dieses Eckgebäude stadtbildprägend für Pößneck ist, sah man seitens der Stadt nur die Möglichkeit, selbst ins Eigentum zu kommen. Damit begann ein sehr langwieriger Prozess, welcher sich über 10 Jahre erstreckte. Neben der Inanspruchnahme einer Nachlass- sowie Abwesenheitspflegschaft bemühte man Übersetzer, die zugesandte Urkunden aus dem „Arabischen“ übersetzten.

Die Bausubstanz war durch Feuchteschäden stark geschädigt (Schwammbefall im Kel­lerbereich), weshalb als erstes das Dach provisorisch notgesichert und die Abdichtung des Sockels auf insgesamt 45 Metern Länge erreicht werden konnte. Im Keller wurden erste Maßnahmen gegen den massiven Hausschwammbefall eingeleitet. Die Rohbausicherung des Denkmalobjektes erfolgte ab dem Jahr 2020. Dabei wurde der Dachstuhl, inklusive der stark ge­schädigten Decke des 2. Obergeschosses, schrittweise zurück- und anschließend wieder neu aufgebaut.

Die ehe­mals vorhandenen Giebel über den Gauben und das Turmdach auf dem Eck-Erker, sowie nicht mehr vorhandene Stilelemente, wie Gesimse und Faschen aus Sandstein, sind wiederhergestellt worden. Die Klinker­fassade wurde gereinigt und versiegelt, Schadstellen ausge­bessert und neu verfugt. Beide Balkone an der Gebäudewestseite wurden originalgetreu nach historischem Vorbild rekonstruiert, sowie alte Holzfenster ausgebaut und durch neue bauzeit­typische Holzfenster ersetzt.

Nach der äußerlichen Sanierung wurde das Gebäude an die städtische Wohnungsgesellschaft übergeben, welche sich als neue Eigentümerin um den Innenausbau und die weitere Vermarktung kümmert. Die Kosten betrugen rund 100.000 Euro für die Notsicherung und Baufeldfreimachung in den Jahren 2014 und 2018 im Rahmen des Stadtumbau-Programms und ab 2019 rund 2,4 Mio. Euro für die Sanierung im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Städtebaulicher Denkmalschutz“ (Eigenanteil der Stadt rund 472.000 Euro).

Quelle: eingereichtes Projekt der Stadt Pößneck, Dokumentationsstand: 2023


Weitere Projektbeispiele zum Handlungsschwerpunkt: Zielkonflikte zwischen Denkmalschutz und modernen Nutzungskonzepten lösen