Die Modernisierung des gründerzeitlichen Gebäudeensembles „Bochumer Hof“ in Nordhausen zeigt auf, wie eine nachfragegerechte Wohnungsmarktstrategie und Quartiersentwicklung aus historisch gewachsenen Stadtstrukturen heraus Hand in Hand gehen können. Bis Anfang der 2000er Jahre herrschte im Quartier aufgrund unsanierter Wohnungen ohne innenliegende Sanitäranlagen und ungünstigen Wohnungszuschnitten ein Leerstand von ca. 75 %. Die Eigentümerin, die Wohnungsbaugenossenschaft eG Südharz (WBG), betrachtete für die Sanierung unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten für das Quartier, wobei letztlich das Nachfragesegment „studentisches Wohnen“ bedient werden sollte. Dafür wurden Zwei-Raum-Wohnungen zu Zweier-Wohngemeinschaften mit einem gemeinsam genutzten Sanitär- und Küchenbereich umgebaut, bei denen die zwei Räume separat vermietet werden können. Auch Wohnraum für junge Familien wurde geschaffen und der Innenhof mit zielgruppengerechten Aufenthaltsqualitäten (Volleyballplatz, Tischtennisplatten und Grillplatz) ausgestattet. Zwei Gebäude wurden an das Fernwärmenetz angeschlossen, die restlichen fünf wurden mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet, deren erzeugter Strom direkt im Quartier verbraucht wird. Durch die junge Bewohnerschaft wird auch das Umfeld wiederbelebt. Das Projekt wurde zwar letztlich ohne Fördermittel umgesetzt, wird aber sowohl von den Wohnungsmarktakteuren als auch von der Stadt als städtebaulicher Erfolg und stadtfunktional bereicherndes Element angesehen.
Quelle: TMIL (Hrsg.) (2023): Fallbeispiele zukunftsfähiger Stadtentwicklung: Ausgewählte Ergebnisse aus dem Thüringer Landesmonitoring und dem Erfahrungsaustausch im Freistaat Thüringen – Stand 2022, Seite 32 ff., Online: https://stadtentwicklung-thueringen.de/wp-content/uploads/2023/06/Fallbeispiele-zukunftsfaehiger-Stadtentwicklung_2022.pdf, letzter Aufruf: 5. Dezember 2023
Dokumentationsstand: 2022
Weitere Projektbeispiele zum Handlungsschwerpunkt: Verbesserung von Aufenthalts- und Begegnungsqualitäten
- Gotha: Wanderbaumallee
- Eisenach: Neuer Lutherplatz mit historischen Grundzügen
- Pößneck: Freibadsanierung als Stadtentwicklungsziel
- Ilmenau: Begegnung beim Boulespiel
- Weimar: Beliebte und belebte verkehrsfreie Zonen in der Altstadt
- Ruhla: Schaffung einer eigenen Mitte
- Neustadt an der Orla: Marktplatz mit Aufenthaltsqualitäten
- Die Innenstadt als Wohlfühlort und Begegnungsraum
