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Ergebnisse der 4. Transferveranstaltung „Zusammen denken – gemeinsam handeln“ am 8. Juni 2023 in Nordhausen

Die im Mai 2022 begonnene Transferveranstaltungsreihe „Zusammen denken – gemeinsam handeln“ wurde am 8. Juni 2023 in Nordhausen fortgeführt. Diesmal lag der Themenfokus auf der klimagerechten Quartiersentwicklung. Nordhausen ist seit vielen Jahren aktiv in diesem Bereich und bot als Veranstaltungsort eine gute Möglichkeit, den Teilnehmenden unterschiedliche Vorhaben zu verdeutlichen, die seitens der Stadtverwaltung und Wohnungswirtschaft im Rahmen der Stadterneuerung vorangebracht werden. Zudem fand bereits im Jahr 2012 die Stadtumbaukonferenz zur Thematik „Stadtumbau: Weiter mit neuer Energie!“ an der Hochschule in Nordhausen statt.

Die Veranstaltung wurde im Nordhaus der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft mbH (SWG) im Stadtumbaugebiet „Nordhausen-Nord“ durchgeführt. Mit insgesamt rund 50 Teilnehmenden erfolgte nach den Grußworten durch Beate Meißner (Amt für Stadtentwicklung der Stadt Nordhausen), Dr. habil. Martin Gude (Abteilungsleiter Abteilung 2 – Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft) und Steffen Groß (Koordinator der Arbeitsgruppe Begleitforschung zum Stadtumbau in Thüringen c/o GRAS* Gruppe Architektur und Stadtplanung) ein reger Erfahrungsaustausch. Unter den Teilnehmenden waren neben vielen aus den letzten Transferveranstaltungen bekannten Kommunalvertreterinnen und -vertretern auch neue lokal Agierende aus den Bereichen Wohnungswirtschaft, Stadtwerke, Energieunternehmen, Klimaschutzmanagements und Sanierungsbüros vertreten. Im Speed-Dating-Format zum Kennenlernen wurde bereits zu Beginn der Veranstaltung intensiv zu themenfokussierenden Fragestellungen an den Tischen diskutiert.

Nach einer Einführung zum Stadtumbaugebiet „Nordhausen-Nord“ und dessen Entwicklung in den vergangenen Jahren durch Petra Diemer (Amt für Stadtentwicklung der Stadt Nordhausen) erfolgte ein geführter Quartiersrundgang. Nordhausen-Nord soll sich zu einem Klimaquartier entwickeln. Gleich drei IBA-Projekte werden derzeit im Quartier umgesetzt. So konnten diese direkt vor Ort mit den jeweiligen Planerinnen und Planern sowie mit den Projektverantwortlichen besichtigt werden.

Das IBA-Projekt „Stadtloop/Stadteingang“ stellt einen zentralen Bereich des Stadtteils dar und ist vom Durchgangsverkehr geprägt. Das Gebiet soll zu einem urbanen Stadtteilzentrum mit kurzen Wegen weiterentwickelt werden. Mit Hilfe des Projektes soll eine übertragbare und skalierbare Methode für den ressourcenschonenden und sozialverträglichen Umbau öffentlicher Flächen gefunden werden. Dabei steht vor allem ein schonender Ressourceneinsatz mit möglichst niedrigem ökologischem Fußabdruck im Vordergrund, zum Beispiel durch Materialrecycling von Bestandsressourcen. In diesem Zusammenhang wird auch ein Klima-Arboretum (Sammlung von (nicht in Pflanzgefäßen wachsenden) verschiedenartigen, teilweise auch exotischen, klimaresilienten Gehölzen) entwickelt, bei dem stadtklimafeste Baumarten für die Zukunft getestet werden. Darüber hinaus sollen der ÖPNV sowie der Fuß- und Radverkehr in Zukunft im Fokus stehen.

Das „Multitalent Ossietzky-Hof“ war als zweites IBA-Projekt ein weiterer Besichtigungsort im Rahmen des Quartierrundgangs. Inge Klaan (Geschäftsführerin der SWG) erläuterte die Vorgehensweise der modellhaften klimafreundlichen, sozialverträglichen, energie- und ressourceneffizienten Sanierung von zwei über 40 Jahre alten DDR-Wohnblöcken und die damit verbundenen Herausforderungen. Eine Problemstellung war dabei der flexible Umgang mit den wechselnden Baupreisänderungen und fehlender Ressourcenverfügbarkeit, zum Beispiel die Entkopplung der Energieversorgung des Quartiers von der Ressource „Gas“. Die zwei Bestandsgebäude werden auf einen KfW-Standard 100 und einen KfW-Standard 85 ertüchtigt. Das dritte Bestandsgebäude musste abgerissen werden. Auf dessen Fläche wird nunmehr ein Holzneubau als Energieplus-Haus, inklusive Erdspeicher, realisiert. Mit der nachhaltigen Sanierung soll der Energieverbrauch im Ossietzky-Hof nach Fertigstellung sinken und unabhängig vom Energiemarkt sein. Zudem wird es eine erhöhte Aufenthaltsqualität im Innenhof und Wohnangebote für sämtliche Bewohnergruppen geben.

Als drittes IBA-Projekt im Klimaquartier Nordhausen-Nord befindet sich der im Bau befindliche Nordpark. Im Quartier fehlte es an einem Freizeit- und Begegnungsort für alle Altersgruppen, dies schilderte Sven Gerwien vom Amt für Stadtentwicklung der Stadt Nordhausen am Standort. Im Ergebnis eines intensiven Beteiligungsprozesses entstand eine multifunktionale, generationenübergreifende Lösung, die für alle Altersgruppen benutzbar ist. Dabei wurde von den Planerinnen und Planern Wert darauf gelegt, wie sich ökologische Belange als Baustein der Nachhaltigkeit messen lassen. Um wirksam Materialrecycling zu betreiben, wurden hier Materialien erneut eingesetzt, die sich bereits am Ort befanden (zum Beispiel Betonplatten des vorherigen Parkplatzes als Abgrenzungen und Böschungsverstärkung). Außerdem wurden Pflastersteine vom Wertstoffhof aufbereitet und wiederverwendet. Sonja Griebenow vom Planungsbüro Linnea beschäftigt sich in diesem Zusammenhang mit klimagerechten Bauweisen. Es gilt dabei, modellhaft die CO₂-Bilanz für das Vorhaben – inklusive der zukünftig eingesetzten Pflanzen – zu ermitteln, um herauszufinden, wie sich im Lebenszyklusansatz der CO₂-Ausstoß nachhaltiger Bauweise amortisieren kann. Bei der Ermittlung der Werte bestehen jedoch noch Anpassungsbedarfe. Ziel ist es, die Planung in allen Leistungsphasen für Freiräume klimagerecht zu optimieren. Anhand der Ergebnisse soll das „Klimatool Freiraum“ entwickelt werden, um dieses auf zukünftige Freiraumplanungen anwendbar zu gestalten.

Weitere interessante Informationen zu den IBA-Projekten sind unter folgenden Links verfügbar:

https://archiv.iba-thueringen.de/projekte/nordhausen-stadtloop (letzter Aufruf: 14.06.2023)

https://archiv.iba-thueringen.de/projekte/nordhausen-multitalent-ossietzky-hof (letzter Aufruf: 14.06.2023)

https://archiv.iba-thueringen.de/projekte/nordhausen-nordpark (letzter Aufruf: 14.06.2023)

Als vierte Station im Quartier wurde von Sven Dörmann (Vorstand Wohnen der Wohnungsbaugenossenschaft eG Südharz (WBG)) das „SENIORENWOHNEN PLUS“ am Aueblick vorgestellt. Hier wurde der Innenhof in eine seniorengerechte Parkanlage verwandelt, in der es neben vielen klimagerechten Grünstrukturen als grüne Oase unter anderem mit Hochbeeten auch Spiel- und Fitnessgeräte für unterschiedliche Altersklassen im Wohnumfeld gibt. Zudem wurden die Wohngrundrisse der Bestandsgebäude der Großwohnsiedlung passgenau für Senioren umgebaut, Barrieren ab- und Fahrstühle angebaut. In einem Wohnblock wurde dies über eine „Penthouse-Lösung“ realisiert. Die Fahrstühle wurden in diesem Fall zwischen den Balkonen nachgerüstet und der Zugang fungiert gleichermaßen als Wohnungstür. Somit mussten in diesen Wohnungen die Raumzuschnitte nicht verkleinert werden und das Problem der „halben Treppe“ bei außenliegenden Fahrstühlen wurde umgangen. An der Hangkante zur Goldenen Aue mit einem tollen Ausblick wurden zwei neue Gebäude durch modernes modulares Bauen mit großzügigen Wohneinheiten, Dachüberstand und Fensterläden errichtet, welche jeglichen Komfort für die Bewohnerinnen und Bewohner zu moderaten Preisen bieten können. Abschließend wurde auf das „GreenOne-Gebäude“ der WGB unweit vom Standort hingewiesen, ein energetisch optimiertes Mehrfamilienhaus mit Fassadenbegrünung, welches 2022 – gefördert über das Innenstadtstabilisierungsprogramm – auf einer innerstädtischen Baulücke entstand.

Weitere interessante Informationen zur Seniorenwohnanlage in Nordhausen-Nord können unter folgendem Link abgerufen werden:

https://www.wbg-suedharz.de/de/seniorenwohnen-plus.html (letzter Aufruf: 14.06.2023)

Im Nachmittagsteil folgten im World-Café-Charakter Impulse von Expertinnen und Experten. Durch Katja Mühe (Referat „EFRE-Förderung, Bauhaushalt und Baukultur“, TMIL) sowie Erik Thürmer (Bürgermeister der Stadt Kaltennordheim) und Thomas Wahlbuhl (Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur) wurden kommunale EFRE-Vorhaben zur Energieeffizienzsteigerung anhand von ausgewählten Projekten vorgestellt und ihre Übertragbarkeit auf andere Kommunen diskutiert. In der Diskussion an der World-Café-Station zu Strategien effizienter Wärmeplanung im Quartier durch Professor Dr.-Ing. Matthias Koziol (STADT+TECHNIK, Cottbus) wurde deutlich, dass Best-Practices immer nur quartiersbezogen und entsprechend individueller Voraussetzungen entwickelt werden können und eine gute Umsetzung nur im Zusammenspiel aller beteiligten Akteurinnen und Akteure gelingen kann. Johannes Götting (Amt für Stadtentwicklung der Stadt Nordhausen) stellte das Klimaschutzkonzept sowie dessen Umsetzung für die Stadt Nordhausen vor. Er beantwortete Fragen von Interessierten aus Sicht des Klimaschutzmanagers. Dabei stellte sich heraus, dass in dieser Funktion unter anderem technische und soziale Kompetenzen benötigt werden. Schließlich sollten über ein geeignetes Monitoring die anvisierten Ziele sowie Energieeinsparungen überprüft werden. Sowohl beim Speed-Dating am Vormittag als auch beim World-Café am Nachmittag wurde deutlich, dass es bereits eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten verschiedener Ressorts gibt (zum Beispiel Städtebauförderung, EFRE-Förderung, KlimaInvest oder KfW 432 – Energetische Stadtsanierung). Die Kommunalverwaltungen brauchen jedoch eine einfachere Struktur für den konkreten Anwendungsbezug oder im besten Fall ein „Suchtool“ für die ideale Fördermittelkombination. Damit lässt sich resümieren, dass auch auf Quartiersebene Klimaschutz und Klimaanpassung stets gemeinsam gedacht werden müssen und es dafür einer zunehmenden ressortübergreifenden Abstimmung bedarf.

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